Daten und Fakten:

  • Staatsform: konstitutionelle Monarchie
  • Hauptstadt: Phnom Penh
  • Amtssprache: Khmer
  • Sprachen: Englisch als Geschäftssprache
  • Einwohnerzahl: 13,4 Millionen
  • Fläche: 181.035 qkm
  • Währung: Riehl (KHR)
  • Regierungschef: Premierminister Hun Sen
  • Religionen: Buddhisten (Theravada) 95%, Muslime 4%, Sonstige 1%

Geschichtliche, geographische und wirtschaftliche Details

Die geschichtlichen Epochen Kambodschas

Die Funan- und Zhenla-Reiche

Die Geschichte Kambodschas reicht weit in die Vergangenheit zurück. Etwa 2500 v. Chr. wanderten austroasiatische Mon-Völker aus dem Südwesten von China nach Süden und besiedelten das heutige Kambodscha. Im 2.-6. Jh. herrschte in dem Gebiet die Blütezeit des Königreiches Funan. Dieses war hinduistisch geprägt, weil viele Brahmanen-Priester mit indischen Kaufleuten kamen und ihren Glauben verbreiteten. Darauf folgten mehrere Bürgerkriege, wodurch das Reich zerfiel und von dem ebenfalls hinduistischen Khmer-Reich Zhenla eingegliedert wurde. Sie verschoben ihren Fokus weiter nach Süden rund um den Tonle Sap See, wo sich König Jayavarman II. zum Gottkönig weihen ließ und das Angkor-Reich gründete. 

Angkor – Das Reich der Khmer

Die Könige von Angkor ließen Tempelanlagen von Menschen der unteren Sozialschicht errichten und gingen dabei mit aller Härte vor. Aufgrund der Gottgleichheit der Könige folgten die Bauern und Arbeiter ihren Anweisungen und verehrten sie sogar. Ziel der der Khmer-Herrscher war es, auch schon zu Lebzeiten mit Gott gleichgesetzt zu werden. Die prunkvollen Tempelanlagen sollten Macht und Ruhm der Könige symbolisieren. Die Khmer haben ein künstliches Wasserreservoir mit einem großen Kanalsystem gebaut, das in erster Linie zur Bewässerung der Reisfelder diente. So waren die Versorgung der Bevölkerung und somit genügend Arbeiter für das Errichten weiterer Tempel gesichert.

Einen künstlerisch-kulturellen Aufschwung hat Angkor unter der Herrschaft von König Suryavarman II. erfahren. Dieser ließ den imposanten Tempel Angkor Wat bauen, der als Meisterwerk der Khmer-Architektur gilt. Der Aufschwung des Angkor-Reiches war von militärischen Konflikten mit den Nachbarländern geprägt. Nachdem die Khmer unter Anderem das Reich der Cham eroberten, schlugen diese zurück und zerstörten die Khmer-Hauptstadt. Die Cham konnten in der Herrscherzeit von Jayavarman VII. vertrieben werden, wonach das Angkor-Imperium seine größte Ausdehnung erreichte. Dann aber war die Bevölkerung durch die jahrelang harte Arbeit zu geschwächt um sich gegen die angreifenden Nachbarstaaten zu verteidigen. Der Niedergang des Khmer-Reiches war nicht mehr zu verhindern. 

Die Periode nach Angkor und die französische Kolonialzeit

Das zerstörte Khmer-Reich befand sich im 14. und 15. Jh. fast ständig im Kriegszustand, die Siamesen eroberten Angkor. Es folgte eine Zeit von Hungersnöten und Malaria, da durch die Zerstörung vieler Kanäle der Anbau von Reis nicht mehr möglich war und somit der Bevölkerung ihre Lebensgrundlage genommen wurde. Vietnam und Thailand kämpften um den Besitz Kambodschas und Vietnam gelang es, das Mekong-Delta zu annektieren. Um nicht noch mehr Land zu verlieren, holte sich König Norodom I. Frankreichs Hilfe. Die französische Kolonialisierung von Kambodscha fand statt, dennoch blieb die erhoffte Weiterentwicklung des Landes aus. 

Norodom Sihanouk

Nach der Besetzung Japans während des Zweiten Weltkrieges erreichte Norodom Sihanouk die Unabhängigkeit Kambodschas. Er wurde Staatschef und sorgte durch seinen autokratischen Regierungsstil für massenhafte Proteste der Linken. Während des Vietnam-Krieges rüstete die USA auch in Kambodscha ihr Militär auf. Aus Angst, Kambodscha würde auf die Seite des Feindes wechseln, wurde Prinz Sihanouk unter der Führung von General Lon Nol gestürzt und ins Exil nach Peking entsendet, wo er mit der kommunistischen Guerilla-Truppe der Roten Khemer die Nationale Einheitsfront Kambucheas ins Leben rief. 

Lon Nol, Vietnam-Krieg & Rote Khmer

Lon Nol gelang es, die Monarchie abzuschaffen und die westlich orientierte Republik Kambodscha auszurufen. Da Kambodscha militärische Unterstützung von den USA erhielt, starteten die Roten Khmer ihren Angriff und nahmen weite Teile des Landes ein. Unterstützung erhielten sie dabei von den Nord-Vietnamesen, was die durch den Vietnam-Krieg ohnehin kritische Situation verschärfte. Die USA antwortete mit einem Luftangriff auf die Roten Khmer, bei dem Zehntausende von Zivilisten getötet wurden. Da die Kriegslust der Amerikaner nach dem Vietnam-Krieg verschwand, hoffte Lon Nol vergeblich auf weitere Hilfe der USA. Die Roten Khmer marschierten in die Hauptstadt Phnom Penh ein und die Schreckensherrschaft unter Pol Pot begann, bei der mehr als ein Viertel der Bevölkerung ums Leben kam. 

Kambodscha heute

Es folgte die vietnamesische Besetzung zwischen 1978 und 1989. Die Regierung und die Koalition unterzeichneten 1991 den Pariser Friedensvertrag. Seit 1999 gelten die Roten Khmer als aufgelöst. Zudem wurde die Tempelstadt Angkor 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Heute herrscht in dem Königreich Frieden. König von Kambodscha ist Norodom Sihamoni, der älteste Sohn von Norodom Sihanouk. 

Geographie: Malerisches Tieflandbecken

Kambodscha grenzt im Osten und Südosten an Vietnam, im Nordwesten an Thailand und im Norden an Laos. Im Südwesten hat Kambodscha Zugang zum Golf von Thailand. Die Landschaft Kambodschas ist von einem von Bergketten umsäumten Tieflandbecken geprägt. Dort befindet sich im westlichen Zentrum der fischreiche Tonle Sap See. Phnom Aoral ist mit 1771 m der höchste Berg des Landes. Der insgesamt 4200 km lange Mekong zieht sich durch Kambodscha auf einer Länge von 510 km von Nord nach Süd. 

Starke Textil- und Agrarindustrie

Kambodscha ist ein Entwicklungsland, das unter einem jahrelangen Bürgerkrieg litt. Die Bevölkerung spürt noch heute die Folgen der tragischen Auseinandersetzungen. Vor allem im Bereich Gesundheitsversorgung, Ernährung und Bildung entwickelt sich das Land nur sehr langsam. Hinzu kommt, dass sich die Volkswirtschaft auf nur wenige Exportprodukte beschränkt (vor allem Kleidung und Agrarprodukte). Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt pro Kopf lediglich ca. 1015 USD pro Jahr. Die Bevölkerung ist mit mehr als 50% unter 25 Jahren sehr jung und wächst jährlich um ca. 1,8%. Vor der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 und 2009 konnte Kambodscha stets zweistellige Zahlen des Wirtschaftswachstums verzeichnen. Danach konnte dieses Niveau nie wieder erreicht werden. 2013 lag das Wachstum nur bei 7%. Seit 2004 hat sich die Armutsquote trotz langsamen Wachstums aber von etwa 53% auf 20,5% verringert.

Wichtigste Wirtschaftszweige sind Textil- und Schuhproduktion, Agrarwirtschaft, Bauindustrie und der Tourismussektor. Bis Anfang der 1990er Jahre lag der Fokus des Landes auf der Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle. Seitdem findet eine Umstrukturierung zu einer offenen Wirtschaft mit einer Konzentration auf das Industrie- und Dienstleistungsgewerbe statt. Somit sind neben den üblichen Exportprodukten (Kleidung und landwirtschaftliche Erzeugnisse) heute die Dienstleistungen des Tourismussektors sowie Rohstoffe zu nennen. Aus den benachbarten Ländern werden vor Allem Baumaterialien, Kraftfahrzeuge, Maschinen, Benzinprodukte, Gold und pharmazeutische Produkte importiert. Außerdem kann ein Anstieg der Direktinvestitionen aus dem Ausland vermerkt werden. Außenhandel ist demnach der treibende Motor der offenen Volkswirtschaft Kambodschas. Das Land ist zudem Mitglied in allen für die Region relevanten internationalen und regionalen Wirtschaftsorganisationen wie beispielsweise WTO, Weltbank, IWF, Asian Development Bank, GMS (Greater Mekong Subregion).